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Frei, Pauline/Marya, Sabine (2018): Was ist bloß mit Alex los? Früherkennung der Folgen von extremer Gewalt bei Kindern und Jugendlichen - ein sensibilisierendes Fachbuch für Mitarbeiter aus dem pädagogischen und sozialen Bereich. Engelsdorfer Verlag, Leipzig. 366 Seiten, 16,- Euro


Kürzlich jährte sich zum 70. Mal das Erscheinen von Simone de Beauvoirs Buch „Das andere Geschlecht“. Darin macht sie unter anderem deutlich, dass Gewalt gegen Frauen kein isoliertes Phänomen ist, sondern in der Gesellschaft ubiquitär. Solange Gewalt und damit die bloße Kraft des körperlich Überlegenen (das Geschlecht spielt da keine Rolle) nicht gesellschaftlich geächtet und verpönt ist, wird es sie weiter geben und Kinder sind dann als die Schwächsten weiter davon betroffen. Betroffene von extremer Gewalt kommen in dem Buch zu Wort, dies mit all den Problemen, die sie – trotz psychotherapeutischer Unterstützung – noch Jahrzehnte später belasten und den Alltag erschweren. Zugleich erhalten die Leser eine Handhabe, wie frühzeitig Hinweise auf Misshandlungen erkannt werden können. Der Text richtet sich vorrangig an Menschen, die mit Kindern täglich Umgang haben. Betroffene Kinder sind oft nicht nur auffällig, sondern noch häufiger „unauffällig auffällig“. Das liegt auch daran, dass sie für die sexuellen Misshandlungen von klein auf trainiert werden, soweit sie in rituellen Zusammenhängen sexuell misshandelt werden.

Ein wichtiges Buch und so geschrieben, dass das Grauen nicht sofort abschreckt, weil es nicht in breiten Szenen ausformuliert ist. So fällt es leichter, sich mit diesem Thema zu befassen. Wer selbst mit Betroffenen psychotherapeutisch gearbeitet hat, weiß, dass es keine erfundenen Geschichten sind und wie erleichternd es für die Misshandelten ist, endlich offene Ohren zu finden. Das Grauen findet nicht nur in asozialen Kreisen statt, sondern auch hinter bürgerlichen Fassaden. Leider wird im Text nicht konsequent von sexueller Misshandlung gesprochen, sondern auch von sexuellem Missbrauch – als könnte es einen sexuellen Gebrauch geben. Auch ist der genutzte Begriff Kinderpornografie abzulehnen, es sind Darstellungen von sexuell motivierter Kindesmisshandlung.

Zuerst erschienen in Ärzteblatt PP18, Ausgabe September 2019, Seite 425.

Bernd Kuck      
Februar 2021

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Was ist bloß mit Alex los?

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