Khaled, Hosseini:
Tausend strahlende Sonnen. Roman. Bloomsbury Berlin 2007,
382 Seiten
Wie sehr sind
wir daran gewöhnt, im vergleichsweise hochkomfortablen Westen,
die andere Seite des Lebens, der Existenz auszublenden, im besten
Fall „aufrichtig betroffen“ zur Kenntnis zu nehmen, mit
dem Impuls helfen zu wollen, aber nicht wissen, wie?
Der
Fernseher lässt sich abschalten, das Buch zuklappen, beiseite
legen und in den gewohnten Tagesablauf zurückkehren. Im Nachwort
weist der Autor auf die humanitäre Organisation UNHCR hin, auf
deren Internetseite – also eine Möglichkeit mehr als:
betroffen sein, zuklappen, weglegen...
Während des Lesens
tauchte immer wieder die Frage auf: was bewirke ich mit meinem Tun,
meinem Bemühen auf dieser Welt, wissend, dass die
Schreckensmeldungen überwiegen. Vielleicht werde ich der Welt 1
–2 Knöpfe angenäht haben, wobei Billiarden von
anzunähenden Knöpfen herumliegen, die angenähten
wieder und wieder herabfallen, abgeschnitten oder abgehackt werden. 1
– 2 Knöpfe, das ist nicht viel.
Das
vorliegende Buch von K. Hosseini ist, wie auch schon der
Drachenläufer, so ein Knopf, der vor die Füße fällt
und angenäht gehört von allen, die es lesen und dabei ihren
Blick neu für so viel Unrecht auf der Welt schärfen und
sich nicht damit begnügen, es wie einen Roman aus einem fernen
Land, aus einer anderen Zeit beiseite zu legen und zum nächsten
„Gefühls- oder Katastrophendrama“ zu greifen. Dieses
Buch rüttelt auf und das nachhaltig, macht Mut und lässt in
mir als Leserin neben Gefühlen von wehrloser Ohnmacht auch etwas
wie Entschlossenheit aufkeimen: ein Fünkchen unerschrockener zu
sein in der Begegnung mit anderen, d.h. offener und unnachgiebiger
zugleich, mit dem Wissen, dass es im Höchstfall eben nur 2
Knöpfe sein werden, die ich der Welt anzunähen vermag,
daran aber entschiedener festhalte..... und das ist die Überleitung
zu den beiden afghanischen Frauen Mariam und Laila in diesem Roman.
Hosseini beschreibt deren Leid und ihren außerordentlichen Mut,
ihre Entschlossenheit, diesem Leid und dieser Ohnmacht zu
entkommen.
Das Erzählwerk umspannt den Zeitraum der letzen
drei Jahrzehnte in Afghanistan. Es setzt ein an Mariams fünften
Geburtstag 1964 und endet im April 2003, als so etwas wie Hoffnung
aufblüht, Kabul scheint von den terroristischen Gruppen befreit,
viele afghanische Flüchtlinge kehren in ihre Heimat zurück...
Ich
bin Khaled Hosseini außerordentlich dankbar, dass er diese
Geschichte mit einem kleinen zuversichtlichen Blick für ein
besseres Leben hat enden lassen – ein besseres Leben für
Laila, ihren Mann, ihre Kinder, ein humaneres Leben für die
Frauen, die Menschen, die viele vertriebenen auf der Welt.
Seine
Erzählweise, welche die Figuren so lebendig und authentisch
werden lässt, zieht die Leserin/den Leser mitten hinein in das
Geschehen, in das Erleben, in das Schicksal der Personen. Auch wenn
es sich hier nicht ausdrücklich um reale Personen aus dem Leben
handelt, lässt sich doch mit Klaus Mann, Der Wendepunkt, sagen:
„.... in jedem persönlichen Schicksal, jedem individuellen
Drama spiegelt sich und variiert sich das Drama einer Generation,
einer Klasse, eines Volkes und einer Zeit.“
Ingritt
Sachse, Bonn
Januar
2009
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