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Arno Gruen verstarb am 20. Oktober 2015. Wir geben hier den Nachruf von Konstantin Wecker wieder.


Liebe Freunde,

im September durfte ich auf Wunsch von Arno Gruen einen Vortrag verlesen, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst kommen konnte. Ich habe Arno dann angerufen und ihm die Genesungswünsche all jener überbracht, die, ebenso wie ich, von diesem Vortrag über den „Wahnsinn der Normalität“ begeistert waren. Vor ein paar Wochen rief er mich an und wollte mit mir plaudern. Nun weiß ich, dass er sich von mir verabschieden wollte. Am 20. Oktober ist mein Freund, dieser einzigartige Schriftsteller,Psychologe und Psychoanalytiker gestorben. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt zusammen mit Eugen Drewermann, durfte ich dabei sein. Dass sich Warmherzigkeit, Witz und Güte mit brillanter Intelligenz paaren können, hat man wieder mal auf beeindruckende Weise an seiner Person erleben dürfen. Lieber Arno, ich werde es so vermissen, Dich in Zürich besuchen zu dürfen, mit Dir über Henry Miller zu plaudern und "wider den Gehorsam" zu philosophieren. "Gehorsam meint, dass man das eigene Selbst nicht wirklich entwickeln kann, dass man keine wirkliche Verantwortung für sich selbst entwickelt.“ Dir, der du vor den Nazis aus Berlin flüchten musstest, war immer bewusst, dass in letzter Konsequenz Gehorsam politisch zu Autorität, Faschismus und Gewalt führen muss. Gerade jetzt brauchen wir dich und dein Werk so dringend, jetzt, wo man wieder und wieder zu belehren versucht, dass alle Mitfühlenden naiv seien und nur die vom Menschsein abgekoppelte Ratio die Situation klären könne. „Denken wir aber ohne Mitgefühl, dann leben wir in einer Scheinwelt aus Abstraktionen, die Kampf und Konkurenz zu den Triebkräften unserer Existenz machen. In dieser Welt der Abstraktionen dominiert die Gewalt. In ihr kann nur überleben, wer andere unterwirft oder vernichtet.“ Ich vermisse Dich und Deinen Rat, Deine Herzlichkeit und Deine Weisheit. Ich werde versuchen Dein Ansinnen weiter zu tragen. Du bleibst immer in meinem Herzen. „Die Architektur des Bewusstseins ist nicht nur vernachlässigt worden, sie ist auch übertüncht von der Annahme, dass unser Bewusstsein ganz selbstverständlich durch Feinddenken bestimmt ist. Alle anderen Bewusstseinzustände werden deswegen als naiv eingestuft und gelten darum als wertlos für das weitere Nachdenken. Feinddenken jedoch basiert auf den frühesten Verhaltensmustern, die ausgelöst werden, wenn ein Säugling von Reizüberflutung so überwältigt wird, dass er sich von seiner Umwelt zurückziehen muss und so seine existentielle Menschlichkeit nicht aufbauen kann. Das bedeutet, sie zu verlieren. Wir glauben jedoch, dass die menschliche Evolution nur durch Kampf und Konkurrenz vorangetrieben wurde. Dass das Überleben einer Spezies auf den Untergang einer anderen basiere. Wir glauben, mit rationalen Augen sehen zu können, weil wir unsere Gefühle, die wir ja als irrational einstufen, beiseite schieben können. Unsere Gefühle sind uns zur Gefahr geworden und müssen ausgeschaltet werden. Denken wird als realistisch eingestuft, wenn es befreit ist von Mitgefühl. Und so glauben wir mit Real-Politik überleben zu können.“

In großer Trauer,

Konstantin

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