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Eschenröder (Hrg.), Christof: EMDR - Eine Methode zur Verarbeitung traumatischer Erinnerungen, DGVT-Verlag, Tübingen, 1997, 192 S.


Der "Spiegel" hat den Blick einer breiteren Öffentlichkeit auf die Eye Movement Desensitization and Reprocessing- Methode von Francine Shapiro (1989) gelenkt. Der vom Spiegel als Modetherapie qualifizierten Methode hat sich in Deutschland besonders Diplom-Pychologe Christof Eschenröder gewidmet und unter der Bezeichnung "Augenbewegungs-Desensibilisierung" bekannt gemacht. Im neu erschienenen Sammelband gibt er eine fundierte Einführung in die Methode. Untersuchungen und Fallstudien von F. Shapiro, R. Tausch, J. Wolpe und anderen runden das Bild ab.
Da es sich bei der EMDR um eine Modifikation der Systematischen Desensibilisierung (SD) handelt, werden die differentiellen Anwendungsmöglichkeiten und die alltägliche Praxis der Anwender darüber entscheiden, ob die EMDR sich neben der SD behaupten kann.
Das Vorgehen von S. Shapiro umfaßt insgesamt 8 Schritte. Nach den Basisschritten formuliert der Klient mit Hilfe des Therapeuten die negative Kognition, die mit dem zu bearbeitenden traumatischen Erlebnis besonders eng verbunden ist. Danach wird ein positiver Gedanke zum belastenden Thema erarbeitet. Anschließend aktualisiert der Klient das traumatische Bild und die zugehörige negative Kognition in seiner Vorstellung. Gleichzeitig folgt der Klient Fingerbewegungen des Therapeuten, ohne den Kopf zu bewegen. Neu auftauchende Bilder werden ebenso optisch oder taktil vom Therapeuten begleitet. Wenn die Basisdesensibilisierung gelungen ist, führt sich der Klient die nun modifizierte Erinnerung zusammen mit einer positiven Kognition vor Augen. Nach der erfolgreichen Verarbeitung des früheren Traumas schließt sich noch die Phase der Neubewertung an; die Integration in den Alltag wird so unterstützt.
Eschenröder zeigt, daß die EMDR vor allem bei der Verarbeitung zurückliegender belastender Erlebnisse helfen kann und in manchen Fällen in erstaunlich kurzer Zeit zu einem Abklingen negativer Emotionen sowie zu neuen Einsichten und spontanen Veränderungen von Vorstellungsbildern führt.
Als Erklärungshypothese für die therapeutischen Erfolge nennt Eschenröder u. a. die der SD entsprechende entspannte Orientierungsreaktion auf die vorgestellten traumatischen Erlebnisse. Der Effekt kommt demnach durch reziproke Hemmung und Löschung der konditionierten Reaktion zustande.
Im Unterschied zur SD wendet der Therapeut statt der Progressiven Relaxation die Augenbewegungen an. Die vorgestellten theoretischen Überlegungen legen nahe, daß sich die eingesetzten Augenbewegungen gut zur Entspannung und besonders gut für Neuorientierungen eignen.
Voraussetzung für das Gelingen sind gute Kooperation und intakte soziale Fertigkeiten des Klienten. Bei Erfüllung der Voraussetzungen soll sich die Methode auch gut zur Verminderung von Ängsten bezüglich zukünftiger schwieriger Situationen eignen. Besonders geeignet erscheint dem Autor die Methode für Personen, die unter den Nachwirkungen traumatischer Ereignisse, wie Unfällen oder Verbrechen leiden.
Den Psychotherapeuten, die in den genannten Problemfeldern arbeiten, kann die EMDR eine hilfreiche Ergänzung ihrer Praxis sein.


Dipl.-Psych. Helmut Brenner, Bad Salzuflen

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